Dienstag, 26. Februar 2013

Ein Opel 1,3 Liter von 1934 aus dem Dunkel der Geschichte


Ich möchte in diesem Blog die Geschichte meines Opel 1,3 Liter von 1934 erzählen. Es wird eine längere Geschichte werden, die zu erzählen mehrerer Episoden bedarf. Für mich ist es ein außergewöhnliches Auto. Es ist für mich ein Denkmal, ein Zeitzeuge, ein Kunstwerk der Zeit und ein Experiment.

Ja, Ihr habt richtig gelesen, er ist ein Experiment. Dies erklärt sich folgendermaßen: Seit einigen Jahren sammle ich alte Fahrräder. Räder, die meistens über 100 Jahre auf dem Buckel haben. Die Restaurierung dieser Räder handhabe ich so, dass ich so wenig originale Substanz wie möglich zerstöre und soviel erhalte wie möglich. Keine Neulackierung, kein Neuvernickeln der blanken Teile, keine neuen Anbauteile. So, dass eben auch die Spuren der Zeit erhalten bleiben, wie bei diesem Panzer Fahrrad von 1908:





Lange Zeit habe ich mich gefragt, ob dieses Vorgehen auch bei einem Automobil möglich ist. Da ein Auto wesentlich mehr Technik, Elektrik und Textilien etc. aufweist und auch letzten Endes die TÜV-Hauptuntersuchung bestehen muss, ist die Problematik eine ganz andere.

Um ein solches Projekt realisieren zu können, bedarf es zu allererst einmal eines geeigneten Objekts. Eines Autos also, das die Zeit so günstig überstanden hat, dass es eben noch genug erhaltungswürdige Substanz aufweist und in dieser Weise museal und patinagerecht restauriert werden kann. Dass es in meinem Fall ein Vorkriegswagen sein sollte, machte es nicht leichter. Lange schon hatte ich mit Opel aus der Vorkriegszeit zu tun, aber im Regelfall waren nur restaurierte bzw. verpfuschte Exemplare verfügbar. Oder irgendwelche hoffnungslosen Ruinen, aus dem tiefen Osten Europas zurückgeholt.

Eines Tages fand ich bei Ebay einen Opel 1,3 Liter von 1934. Er machte auf den Bildern einen sehr soliden Eindruck. Er sah anders aus als die Exemplare aus dem Osten. Sicher, auf den ersten Blick war er mitgenommen, doch nach einem Telefonat mit dem Anbieter stellte sich heraus, dass der Wagen seit 1949/50 stillgelegt war, immer trocken stand, immer in Westdeutschland war (!) und somit seit 1950 nicht mehr von Menschen verändert wurde. Hier sind ein paar Bilder, wie ich den Wagen bekommen habe:








Als ich den Wagen in der Nähe von Bad Kreuznach besichtigt habe, passierte etwas, was ich so vorher nicht kannte. Ich hatte eine Vision, wie der Wagen aussehen soll, wenn er restauriert ist. Er erschloss sich mir in allen Details und in seiner Gesamtheit und in meiner Vision erschien er mir nicht neulackiert und blitzend und blinkend im Neuzustand. Er sollte mein Experiment werden und ich wollte wissen, wie man mit so einem Auto umgehen kann und es in einen fahrbereiten Zustand mit TÜV versetzen kann ohne ihm seinen Charakter, oder wenn man es so will seine Seele zu rauben. Nun galt es nur mit dem Anbieter handeleinig zu werden und den Wagen in die Pfalz zu bringen. Dies passierte dann recht schnell und wir wurden uns bei 3000€ inklusive unzähliger Teile und einem halben Schlachtfahrzeug. Zu hause angekommen wurde erst einmal eine Bestandsaufnahme vorgenommen und etliche Fotos, Skizzen und Beschreibungen angefertigt. Nichts sollte einfach so schnell abgabaut, bzw auseinandergenommen werden.

Ihr seht ja hier bereits das ein oder andere interessante Details, wie die Beheizbare Frontscheibe, die man normalerweise immer nur eingepackt auf irgendwelchen Teilemärkten sieht. Schön war auch, dass ich ihn mit den originalen Schlüsseln bekam und auch mit dem Fahrzeugbrief. Leider nur einer, der erst 1946 von der französischen Militärregierung ausgestellt wurde, aber immerhin mit Papieren. Wie sich ein paar Tage später herausstellte ist es obendrein noch der älteste erhaltene Opel 1,3 Liter aus dem Februar 1934 mit der Fahrgestellnummer 556. Also der 556. von ca. 20.000.

Wie es mit dem Wagen weiterging und was für Deteils ich ihm entlockte werde ich im nächsten Teil berichten.

Oily rag: Sunbeam Twin Cam Super Sports




Während wir uns hierzulande noch die Köpfe zerbrechen, ob ein Zustand mit Zeitspuren tolerabel sei oder nicht, gibt es auf den britischen Inseln bereits einen festen Begriff dafür: Oily rag.

Das Vorkriegsauto-Magazin „The Automobile“ ist ein glühender Verfechter der „oily rag condition“ und zählte in der Juli-Ausgabe 2012 auch den 1926er Sunbeam Twin Cam von Quentin Chases dazu. Mit seiner Kunstleder-bespannten Weymann-Karosserie sieht der Dreiliter-Doppelnocker mit richtig unscheinbar aus – und dabei stecken 90 bhp unter der Alu-Haube!

Als Quentin den Wagen kaufte, so steht im Artikel zu lesen, überholte er zunächst die Technik und das Fahrwerk,
„transforming the car‘s previously wayward handling“. Doch die rote und cremefarbene Lackierung des Vorbesitzers gefiel ihm nicht – ein dezentes Grau sollte es sein. Jedoch: „Doomsayers said he would have to replace the patinated fabric body covering in order to achieve this. However, the fabric surface was prepared and painted just like any other, and the result has been a great success.“ Stimmt: Der Lack ist extra-matt, und die vernarbte Oberflächenstruktur kommt immer noch durch.

Der Innenraum blieb gänzlich unangetastet: „Like a pair of well worn shoes, the Sunbeam‘s red leather seats fit perfectly and are very comfortable, with back-seat passengers enjoying enormous amounts of legroom.“
Ich würde trotzdem lieber mal vorne rechts Platz nehmen wollen...


Die Juli-Ausgabe von The Automobile könnt ihr hier nachbestellen – oder gleich bei Julie Clifton nach den Abo-Konditionen dieses großartigen Magazins fragen: jules.clifton@theautomobile.co.uk


Montag, 4. Februar 2013

Unmolested survivor: Brezel-Käfer von 1950


Bild: TheSamba.com

Die Zeit der scheunen Funde (kleines Wortspiel ;-) scheint schon lange vorbei zu sein. Doch ab und zu taucht doch noch Erstaunliches auf: Dieser VW von 1950 zum Beispiel, inseriert auf thesamba.com als „unmolested survivor“ (unverpfuschter Überlebender). 

Bild: TheSamba.com

Der originale schwarze Lack mag pickelig sein – aber wenigstens IST es der originale Lack, mit dem der VW 1950 in Wolfsburg vom Band lief und seine Reise nach Schweden antrat. Sogar die Winker sitzen noch unberührt in ihren Schächten.

Der Schonbezug hielt lange genug durch, um die Originalpolster zu schützen.
Bild: TheSamba.com

Weitere Pluspunkte laut Inserat: Gut erhaltene Innenausstattung durch Schonbezüge, alle Räder original, offenbar ungeschweißt. 

Wie neu: Armaturenbrett und Lenkrad. Bild: TheSamba.com

Der erwähnte Rost an der Unterseite des Heizungskanals (eine Käfer-typische Schwachstelle) wird sich sicher reparieren lassen, ohne beilackieren zu müssen. Ganz klar: dieser Käfer kann, darf und muss so bleiben, wie er ist – oder seht ihr das anders?

Sogar die Schramme am Kotflügel wirkt nach so langer Zeit nicht mehr wie ein Schaden: Sie gehört zum Auto. Bild: TheSamba.com

Bild: TheSamba.com
Originaltext der Anzeige:

'50 Split bug. Very original unmolested survivor   Price: 15995 GBP
This was to be a keeper but as a house build cost escalates im offering it for sale.

A very nice unrestored and mostly original paint 50 beetle.
All date matching original paint 16" wheels, original wings, nice doors, decklid and hood.

The interior is in really nice condition and has had seat covers on from new. Original upholstery showing through a couple of the tears in the seat covers. Lovely clean original headliner, you just cant replicate the original stuff inside these cars.
Superb dashboard with all original equipment.

Motor rebuilt at some point nad has a Swedish KDS rebuild code stamped onto it now.

Both grooved bumpers with correct overiders. One grooved and one non grooved semaphore.

Theres a little rust to the lower plate of heater channel but its not a lot for a car like this. Does not appear to have had any welding.

A really good car with so much potential.

Not interested in trades.
Private sale.