Freitag, 25. Juli 2014

Skandal: BMW-Museum will Elvis-507 zerstören

Auferstanden als Ruine: Der BMW 507, mit dem Elvis Presley einst durch Bad Nauheim rauschte. Foto: BMW Group 

Sie meinen es natürlich nur gut, die Leute vom BMW-Museum. Schließlich kann und darf es einfach nicht sein, dass der BMW 507, mit dem Elvis Presley in den 50er Jahren durch Deutschland rauschte, nur noch ein Wrack ist. Doch es ist nun mal so, und deshalb wollen die BMW-Leute ihn restaurieren. Das heißt in diesem Falle: neu aufbauen.

Sein letzter Besitzer fuhr den Roadster sechs Jahre lang, dann lagerte er ihn ein. Foto: BMW Group 

Seit 1968 war der Wagen im Besitz des Amerikaners Jack Castor; der wusste, was er da hatte, fuhr den Wagen sechs Jahre lang, schaffte es danach aber nie, ihn zu restaurieren: Schon alleine das Beschaffen von Teilen erwies sich als schwierig. Der BMW-V8 war irgendwann gegen einen Ford-Motor ausgetauscht und eine Borg Warner-Automatik reingewürgt worden. Die ganze Geschichte vom Vor- und Nachleben des Autos kann in AUTO BILD KLASSIK 1/2010 nachgelesen werden.

BMW hat das Wrack nun für vermutlich sehr viel Geld gekauft. Und stellt es erst mal im Museum aus: Die Welt kann nun noch ein letztes Mal die Staubschichten auf dem Blech zählen, denn bald schon werden die hauseigenen Restaurierer über den Wagen herfallen, ihn fleddern und den anderen 507 gleich machen.

Auf dem BMW liegt der Staub von Jahrzehnten. 507-Spezialist Karlheinz Lange sagt, er habe noch nie einen schlechteren gesehen. Foto: BMW Group

Vielleicht ist dies das eigentlich Schlimme: Jetzt ist er noch der Elvis-507, mit falschen Uhren im Armaturenbrett, einer nachträglich genähten Katastrophe von Innenausstattung, und wahrscheinlich genug Rost, um daraus fünf neue Ladas zu bauen.

Frisch restauriert wird er – wahrscheinlich – ein weißer oder roter 507 sein, wie alle anderen.

Tolle Idee, das mit der roten Farbe – und so langlebig! Foto: BMW Group

Seit Elvis waren das beim 507 immer wieder Trendfarben. Es wird ein Schild vor dem Wagen stehen müssen, um seine prominente Geschichte zu erklären. Er wird nicht mehr selbst erzählen können, dass der King ihn einst rot lackieren ließ, weil seine weiblichen Fans ihre Lippenstifte nicht vom weißen Blech lassen konnten.

Wann und wie der BMW in die USA kam, ist nicht bekannt. Auch nicht, wann Elvis sich von ihm trennte. Foto: BMW Group

Sicher, Substanz zum Retten und Konservieren ist kaum mehr übrig, das Ergebnis wäre allenfalls Flickwerk. Eine Patina-Restaurierung ist also kaum denkbar. Aber: Muss denn jedes Auto restauriert werden?

Vermuten wir mal, dass der Armaturenbrett-Bastler einen schlechten Tag hatte. Foto: BMW Group

Dieses offenbar schon, und die Erklärung ist wahrscheinlich ganz simpel:
1. wird das restaurierte Auto – mindestens – schlappe 1,5 Millionen Euro wert sein und
2. pflegen Autohersteller ihre Historie bekanntlich nur zu Marketingzwecken, also: um Neuwagen zu verkaufen. Und das funktioniert am besten, wenn sich ein Oldtimer nicht nur im Studio, sondern hochglänzend fotografieren lässt.

Zuletzt gurgelte hier ein Ford-V8. Der originale BMW-Motor bleibt verschollen. Foto: BMW Group

In ein paar Jahren, wenn die Restaurierung abgeschlossen ist, werden wir den BMW also wiedersehen. Frisch und munter, wie neu, und wie ein 507 eben sein muss.

Gähn.


Link: Im BMW 507 auf den Spuren des King

Link: Ausstellung im BMW-Museum

Foto: BMW Group

Foto: BMW Group

Foto: BMW Group

Foto: BMW Group