Donnerstag, 22. Mai 2014

Zeitmaschinen und Restaurierungs-Sünden im Deutschen Museum München



Vor ein paar Wochen war ich auf Kurzurlaub in der Isarmetropole München. Natürlich nicht, ohne das neue Verkehrszentrum an der Theresienwiese zu besuchen – und die Autos wiederzusehen, die mich schon als Kind faszinierten.

Was ich nun nach etlichen Jahren Abstand gesehen habe, hat mich erstaunt und überrascht. Sogar zumeist positiv. Die ausgestellten Autos wirken meist sehr authentisch – will heißen: sie kommen nicht überrestauriert daher, sondern erscheinen wie Gebrauchsobjekte. Das lässt sich oft wohl damit erklären, dass etliche Fahrzeuge schon vor Jahrzehnten am Ende ihrer Nutzung auf den unterschiedlichsten Wegen ins Museum kamen.


So stellt sich bei einem Großteil der Exponate ein "Zeitmaschinen-Effekt" ein: man denkt, die Autos seien eben noch unterwegs gewesen und gerade erst abgestellt worden.

Besonders beeindruckend: Ein großer Adler Standard 6 aus den späten 1920er Jahren. Er ist nachlackiert, es fehlt die Kühlerfigur, die Rücklichter sind falsch, die Stoßstangen silberbronziert usw. Aber man hat ihn vor Augen, wie er im Verkehr der 1950er Jahre als rollendes Fossil unterwegs war; oder auch, wie er in den 1970er Jahren irgendwie als Oldtimer fahrbereit gemacht wurde, ohne schäbig oder peinlich zu wirken.



Oder nehmen wir diesen blauen Buckel-Taunus: Zusatzblinker, D-Schild, so fuhr man damals. Die Exponate sind Zeitzeugen, erzählen ihre Geschichte.



Dann gibt es aber auch noch einige Fahrzeuge, die wohl in den 1970er, bzw. 1980er Jahren "restauriert" worden sind. Besonders sind mir da zwei frühe Motorräder aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg aufgefallen: Eine Maschine aus der Produktion von Seidel & Naumann und eine von Phänomen.


Ich behaupte einfach mal, dass diese Maschinen vor der "Restaurierung" wohl relativ komplett und relativ gut erhalten gewesen sein müssen, da sie viele seltenene Originalteile aufweisen. Leider wurden sie komplett überarbeitet und können als ein gutes Beispiel dafür dienen, dass man die originalen Schriftzüge und Linien eigentlich nie mehr so gut trifft, wie sie bei der Auslieferung waren.

Irgendwas stimmt hier nicht...Neigung, Buchstaben, das G?

Ein seltenes Geschmacks-Phänomen: Glitzer, Glitter und Fingerfarben? War hier eine Grundschulklasse am Werk? 
Stellt sich die Frage: Bleibt das so? 
Diese "Restaurierungen" sind eigentlich schon wieder historisch: Zeugnisse aus der Oldtimerei der 1970er und 80er Jahre. Leider geschieht so etwas auch heute noch regelmäßig, und schöne Patina wird ausgelöscht weil jemand denkt, er müsse und könne alles in den "Auslieferungszustand" versetzen – aber den gibt's halt nur ein mal...

Zwei Mal Ford: Neu verchromt, aber wo ist das Emaille? Warum? Wieso?
Dann doch lieber original und patiniert!

Natürlich ändern meine Ausführungen nichts an der Tatsache, dass das Deutsche Museum nach wie vor sehenswert ist. Man muss die Fahrzeuge nur auf sich wirken lassen und sie im Kontext ihrer Nutzung betrachten. Und die "Restaurierungen" – na ja, die sind sind eben auch schon wieder historisch. Ob sie auch erhaltenswert sind, sei dahingestellt.

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