Donnerstag, 7. März 2013

Auf eine Knitterpartie mit zwei Cisitalia

Im Februar bin ich immer ganz aufgekratzt. Immer dann, wenn der Besuch der Rétromobile in Paris ansteht. Mit nur 400 Ausstellern und 80.000 Besuchern ist die Messe im 15. Pariser Arrondissement recht überschaubar – aber sie hat Klasse, und die großen Auto-Happenings in Essen und Stuttgart wirken im Vergleich fast schon vulgär, finde ich.


Paris ist aber nicht nur die große, teure, abgehobene Welt schillernder Delahaye und Bugatti. Auf der Rétromobile finden auch all jene ein Forum, die sonst übersehen werden – hier erzählen sie ihre oft feinsinnigen Geschichten.



Wie passend, dass auch in Paris der Trend zur Patina geht: Sogar für Extremfälle scheint hier das Publikum schon bereit, und ließ in diesem Jahr bei diesen beiden Cisitalia seine Fotoapparate staunend auf Tuchfühlung gehen. Der italienische Besitzer bot die Renner zwar zum Verkauf an, sparte sich aber das Preisschild. Und musste schon am zweiten Tag zwei „Nicht berühren!“-Schilder auf den Hauben drapieren: Akkurat zerknitterte Außenhäute die diese senken eben auch die Anfass-Hemmschwelle beim Publikum...



Er besitze die beiden Cisitalia schon seit 30 Jahren, erzählte mir der freundliche Verkäufer. Restaurieren wollte er sie nie. Während der dunkelgraue Ex-Bolide noch eher wie das Restaurierungsobjekt wirkt, das er tatsächlich ist, wünschte ich mir den roten sofort auf eine Rennstrecke: Mit restaurierter Technik und unberührtem Äußeren. Und mit mir hinterm Steuer, natürlich.




Während ich so vor mich hin sinnierte, fragte ich mich plötzlich, ob dieser rudimentär dekorierte Verkaufsstand nicht auch eine Kunstinstallation sein könnte: Ein Statement für eine Knitterpartie, die es in dieser sonst so schillernden Auto-Welt normalerweise nicht geben dürfte. Ich glaube, in Paris hätte so etwas durchaus seinen Platz...

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